8.5.2023 Memmingen. Geschichte der Sudetendeutschen modern präsentiert – Heimatmuseum befindet sich im Stadtmuseum im Hermansbau – Tag der offenen Tür am internationalen Museumstag, 21. Mai.
Nach mehrjähriger Renovierung lassen sich im neu gestalteten Heimatmuseum Freudenthal/ Altvater Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, die Herkunft und Ankunft der Heimatvertriebenen ab 1945/46 aus dem Sudetenland sowie die Dramatik der Nachkriegszeit erkunden. Das Heimatmuseum, das in den Räumen des Stadtmuseums im Hermansbau beheimatet ist, wurde am Sonntag, 7. Mai 2023, feierlich eröffnet. Als „Heimatstube“ wurde es 1956 auf 27 Quadratmetern eröffnet, rief Oberbürgermeister Jan Rothenbacher in Erinnerung. „Heute können wir das ganz neu konzeptionierte und modern gestaltete „Heimatmuseum Freudenthal/Altvater“ eröffnen, das sich auf rund 200 Quadratmetern in den schönen Räumlichkeiten unseres Stadtmuseums im Hermansbau präsentiert.“
Oberbürgermeister Rothenbacher dankte dem Heimatkreis Freudenthal/Altvater e.V., der das Museum vor 67 Jahren ehrenamtlich aufgebaut und einen großen Teil der heutigen Neugestaltung mitfinanziert hat. „Ganz besonders danke ich Herrn Gerhard Pohl und Frau Daniela Seidl, die das Museum ehrenamtlich betreuen und Führungen geben“, bekräftigte OB Rothenbacher. Seinen Dank richtete er auch an das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales für die Förderung der Neugestaltung.
Allen Geschichtsinteressierten ermöglicht dieses zeitgeschichtliche Museum einen interessanten Rundgang durch die Räume in neuem Design. Die Ausstellung wurde nachhaltig konzipiert, indem Vitrinen und Infoträger up- und recycled wurden. Für die Objektboxen wendete das Team um Kuratorin Ursula Winkler den 3D-Druck an.
Staatsminister Klaus Holetschek bekräftigte: „Das Wissen um die Geschichte und Kultur der Deutschen im östlichen Mitteleuropa, ist ein Erbe, dass Bestand haben sollte.“ Und: „Die Wurzeln meiner Familien liegen im Sudetenland. Die Belange und Interessen etwa der Landsmannschaften habe ich daher seit jeher unterstützt und sind mir persönlich ein Herzensanliegen!“
Im neu gestalteten Heimatmuseum Freudenthal/Altvater wurden wertvolle Elemente der bisherigen Ausstellung übernommen und neu in Szene gesetzt. Vor allem aber schaffte man einen Rundgang, der aus dem Jahr 1945 zurück nach Freudenthal, nach Österreich-Schlesien und in die Tschechoslowakei führt. Filmische Begegnungen mit Zeitzeugeninnen und Zeitzeugen sind zu sehen sowie die Entwicklung der Stadt Bruntál in der Zeit des Eisernen Vorhangs. Die Haupttexte sind dreisprachig – deutsch, tschechisch, englisch – verfasst.
Sylvia Stierstorfer MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene betonte: „Ihr Museum war viele Jahre ein Leuchtturm, nun ist es geradezu ein Schmuckstück. Memmingen kann stolz sein auf dieses großartige Haus.“ Und: „Die Enkel und Urenkel der damals Vertriebenen blicken heute mit anderen Augen auf die alte Heimat. Auch in Tschechien stehen die Zeichen mittlerweile auf Verständigung. Deshalb ist es auch ein gutes Zeichen, dass das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater die Geschichte auch aus tschechischer Sicht zeigt. Denn nur so kommt ein Dialog in Gang.“
Kuratorin Ursula Winkler informierte bei der Ausstellungseröffnung über die historischen Hintergründe und die vielfältigen Arbeiten für das Heimatmuseum in seiner heutigen Gestalt.
Die Geschichte der Sudetendeutschen
Memmingen und das Allgäu waren ab 1945/46 Aufnahmeregion für zehntausende Heimatvertriebene aus dem Sudetenland. Schwerpunkte unter den Herkunftsorten waren Jägerndorf, Freudenthal, Römerstadt, Troppau und das Altvatergebiet insgesamt. Die Ankommenden stammten hauptsächlich aus dem Altvatergebiet, aus Freudenthal, Jägerndorf und Römerstadt. Selbst für die nachkommenden Generationen sind viele Fragen zum „Warum“ und „Wie“ der Vertreibung und der Integration in Schwaben noch offen. Diese Fragen beantwortet das neue Heimatmuseum Freudenthal/Altvater in zeitgemäßer Form.
Über das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater
Das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater wurde als Heimatstube auf 27 qm am 11. und 12. August 1956 feierlich eröffnet. Zugleich fand die Übernahme der Patenschaft für die Heimatvertriebenen aus Stadt und Kreis Freudenthal durch die Stadt Memmingen statt. Das Museum war die Fortsetzung des von Erwin Weiser von 1927 bis 1945 geführten und beliebten Städtischen Museums in Freudenthal. Der erfahrene Kustos baute in Memmingen ehrenamtlich ein neues Museum auf. 1986 und 1997 erfuhr das Museum jeweils eine Erweiterung und 2023 erfolgt eine komplette Neuaufstellung.
Zeitzeugeninnen und Zeitzeugen berichten
Im neu gestalteten Museum kommen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in Filmen zu Wort. Darunter sind Menschen der Erlebnis-Generation, die die Vertreibung als Erwachsene erlebt haben, aber auch damalige Kinder, denen der Neustart in Schwaben wie ein großes Abenteuer vorkam. Die älteste der Zeitzeuginnen ist Jahrgang 1921 und berichtet von ihrer österreichischen Prägung und dem Leben im Lager. Frida Güttler aus Memmingen, Jahrgang 1923, arbeitete in der Heimat in einer großen Seidenweberei, ein Beruf, der ihr dann in Memmingen zu Gute kam.
Tag der offenen Tür im Rahmen des internationalen Museumstags
Am Sonntag, 21. Mai 2023, informieren Museumsbeauftragte interessierte Besucherinnen und Besucher von 11 bis 17 Uhr im Rahmen eines Tages der offenen Tür an den einzelnen Stationen. Parallel dazu laufen im Filmraum Dokumentationen zur Thematik rund um das Sudetenland. Um 12, 14 und 16 Uhr stehen prägnante Kurzführungen mit der Museumsbeauftragten Daniela Seidel auf dem Programm. Eintritt und Führungen sind kostenfrei.
Öffentliche Führungen durch das Heimatmuseum Freudenthal/Altvater gibt es jeden ersten Samstag im Monat um 13 Uhr. Geöffnet täglich (außer montags) 11-17 Uhr.
8.5.2023 Memmingen. Geschichte der Sudetendeutschen modern präsentiert – Heimatmuseum befindet sich im Stadtmuseum im Hermansbau – Tag der offenen Tür am internationalen Museumstag, 21. Mai. Nach mehrjähriger Renovierung lassen sich im neu gestalteten Heimatmuseum Freudenthal/ Altvater Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, … weiterlesen
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